Streifzug durch unsere Geschichte, Highlights, Hommage an die ehemaligen Mitarbeiterinnen des Feministischen Frauengesundheitszentrums Trotula und Werdegang des neuen Frauen-Männer-Gesundheitszentrums Trotula bis zur Schließung Ende 2013, anschließend Neueröffnung der TROTULA — Praxis Dr. Judith Binder im Oktober 2014.
von Dr. Judith Binder
1989 wurde der Verein FFGZ TROTULA in Wien gegründet und im Oktober desselben Jahres eröffnet.
Warum Feministisch? Damals, 1989, setzte ich mich sehr mit Frauenthemen auseinander, alles war neu und interessant für mich: Frauensprache – Männersprache, Frauengeschichte, Matriarchatsforschung, Frauenliteratur, Frauen in Kunst, Technik und Medizin, die Situation von Frauen in den verschiedenen Ländern der Welt, die Geschichtsschreibung, die Frauen links liegen lässt und die politische Machtlosigkeit von Frauen in vielen Staaten. Feminismus hieß für mich, sich mit Empathie und Solidarität auf Frauen zu beziehen, sich gegenseitig zu unterstützen, stärken, und ernst zu nehmen. Das Vorurteil von dem ewigen weiblichen Konkurrenzdenken auszuräumen. Und so wollte ich auch meinen Beruf für die Frauensache einsetzen. Als Ärztin mit und für Frauen arbeiten.
Als ich daher 1989 meine Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin beendet hatte, traf ich mich mit dem Team der Wiener Frauenberatung in der Lehargasse um eine eventuelle Mitarbeit meinerseits zu besprechen. Die Idee einer ärztlichen Praxis in ihren Räumen gefiel ihnen, aber es gab dort keinen Platz für eine Ordination. Sie schlugen vor, doch ein eigenes Zentrum zu gründen und ich nahm die Herausforderung an.
Unter meinen Freundinnen machte diese Idee die Runde, ein Abend im Frauencafe in der Lange Gasse für alle Interessentinnen war gut besucht und bald trafen sich mehr als 10 Frauen regelmäßig, um die Statuten des Vereins „Feministisches Frauengesundheitszentrum TROTULA“ auszuarbeiten. Die Kernaussage unserer Ziele war „von Frauen für Frauen“ – ein solidarisches Engagement von Fachfrauen des Gesundheitsbereichs für andere Frauen mit dem Bewusstsein, als Frauen gewissen gesellschaftlichen Rahmenbedingen gemeinsam ausgesetzt zu sein, wenn wir sonst auch durch persönliche Geschichte, Interessen, Ausbildung, Alter, etc. verschieden sind.
Damals war die Schaffung von Räumen, die allein Frauen vorbehalten sind, sehr aktuell. Wir diskutierten die Frage, ob wir Männern den Zutritt erlauben oder verwehren sollten und kamen zu dem Schluss: wenn die zu uns kommende Frau ihren Partner mitnehmen möchte, ist er auch uns willkommen.
Dies führte zur Gründung des Trotula. Ein Ort, wo Frauen sich wohl und sicher, akzeptiert und unterstützt fühlen sollten.
Wo eine andere Art von Medizin und ein anderer Umgangston herrschen sollten.
Meine ganze Energie, meinen Enthusiasmus, meinen Elan und meine Liebe habe ich in dieses Projekt, in meine Arbeit darin gesteckt. Und ich bin froh darüber. Damals war ich aggressiver, kämpferischer, amazonenhafter, heute bin ich friedlicher, ruhiger und feinfühliger. Beides ist Ausdruck der weiblichen Kraft.
Warum eigentlich Trotula?
Trotula war eine Ärztin und Hebamme aus Süditalien und lebte und lehrte im 11. Jhdt. Ihren Namen habe ich 1986 zum ersten Mal gehört, als ich, damals hochschwanger an einem wunderbaren, enthusiastischen Frauenfest in Frankfurt am Main teilnahm. Ein Fest zu Ehren von über tausend Frauen aus der Geschichte und Gegenwart. Trotula als Medizinerin, die viel für die Frauenheilkunde getan hat, gefiel mir. Ihr Name sollte stellvertretend stehen für all die Frauen, die von der offiziellen Geschichtsschreibung vergessen wurden. Sie schrieb ein Buch das unter dem lateinischen Titel „De passionibus mulierum“ zu deutsch „Über die Leiden der Frauen“ noch mehrere Jahrhunderte überdauerte. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dann angezweifelt, ob dieses Werk tatsächlich von einer Frau stammen könne. Wir wählten diese Frau zu unserer Namenspatronin und sie hat uns immer Glück und gute Energie gebracht. Es wird berichtet, dass Trotula aus einer Medizinerfamilie kam, ihr Mann und ihre Söhne sollen auch Ärzte gewesen sein. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt der Hygiene und der gesunden Ernährung, deren Bedeutung in der Geburtshilfe sie schon damals erkannte.
Von 1989 bis 1999 befand sich unser Zentrum in der Schwarzspanierstrasse im 9. Bezirk. Offiziell war dort der Sitz des Vereins, meine Privatordination als Allgemeinmedizinerin und ab 1990 die meiner Kollegin Dr. Eva Thurner. Auf eher kleinem Raum passierte sehr viel, gingen ständig Frauen ein und aus, wurde über Naturheilkunde in der Frauenheilkunde, Bachblüten, Shiatsu, Psychotherapie, Selbstverteidigung, Selbstuntersuchung und auch juristische Hilfe gesprochen, beraten, vorgetragen und in Kursen unterrichtet.
Familienberatungsstelle
Unsere liebe Sozialarbeiterin der ersten Stunde, Elli Reisenbichler, verhalf uns zum Status einer vom Ministerium geförderten Familienberatungsstelle. Ab 1991 gab es daher Sozialberatung, Verhütungsberatung, medizinische und psychologische Beratung auf Basis eines freiwilligen Kostenbeitrags. Die anderen Angebote – Shiatsu, Bachblütenberatung und ärztliche Ordination mit Schwerpunkt Naturheilkunde in der Gynäkologie – waren privat zu bezahlen.
Wir waren sehr froh, diese Subvention zu erhalten, so konnten wir viele Angebote machen, die rein privatwirtschaftlich nicht finanzierbar gewesen wären. Das Interesse und auch das Medienecho waren groß, immer wieder wurden wir interviewt und die Journalistinnen fühlten sich ganz persönlich als Frau angesprochen von der empathischen Haltung und freuten sich über unsere Initiative.
Viele Jahre hielten wir Vorträge und Kurse am Polycollege Stöbergasse zu Frauenthemen, die alle sehr gut besucht waren, z. B. „Zyklusstörungen“, „Vaginale Infektionen und deren naturheilkundlichen Behandlungsmethoden“, „Menstruationsschmerzen“, „Psychische Hintergründe bei Myomen und Eierstockzysten“, „Shiatsu für Frauen“, „Feldenkrais für Frauen“, „Bachblüten bei Frauenbeschwerden“, „Wechseljahre“ , „Sexualität“ und ähnliches.
Highlights
Einige Höhepunkte, denkwürdige Entwicklungen und Begegnungen sollen hier erwähnt werden:
1993 nahmen wir teil an einer Präsentation wichtiger österreichischer Frauenprojekte in der Hofburg mit interessantem Rahmenprogramm
1994 gab es ein schwungvolles 5-Jahresfest im EGA bei dem Benedikta Manzano aufsang
1997, 1998 und 2000 organisierten wir gemeinsam mit dem Hebammenzentrum und dem Zentrum NANAYA die „Geburtsfilmtage“ im Polycollege Stöbergasse.
1993 machte meine Freundin und Kollegin Dr. Petra Zizenbacher eine 3-monatige Lehrpraxis bei uns – sie hat dann das Naturheilzentrum Alserstrasse eröffnet, in dem sie mit viel Elan und unglaublichem Engagement auch angeblich „unheilbare“ PatientInnen behandelte – mittlerweile ist sie in den 23. Bezirk übersiedelt, wo sie ihre Tätigkeit durch die Nähe zur Natur noch besser umsetzen kann.
Eine unserer Gründungsfrauen, die Psychologin Dr. Anna Wirgler, hat sich gleich zu Beginn des Themas Wechseljahre angenommen: befreiende Frauentänze, kraftvolle Rituale, mutiges Verbinden von konventioneller Psychotherapie mit neuesten Methoden der Energiearbeit machte sie in kürzester Zeit zur ausgebuchten und beliebten Therapeutin. Bis heute ist ihr Forscherdrang ungebrochen: obwohl schon seit Jahren im „Ruhestand“, reist sie alljährlich nach Hawaii, wo ihre Lomi-Lomi Meisterin lebt, arbeitet mit Jasmuheen (Stichwort: Lichtnahrung) an der Anhebung der Energie der Erde in Neuseeland, Israel und anderen Orten und gibt, wenn sie in Wien ist, Einzelsitzungen, mittlerweile in ihrem eigenen „Lomi-Lomi Lightcenter“ in Gaaden bei Wien. Sie tanzte bei der Eröffnung unserer neuen Räume im Jahr 1999 einen traditionellen Hula-Tanz mit dem der Schutz und die Kraft der Göttin herbeigerufen wurde – danke, Anna!
Ein Jahr nach der Eröffnung 1989, in dem ich allein die medizinische Auseinandersetzung zwischen Feminismus, Naturheilkunde und schulmedizinischen Notwendigkeiten trug, bekam ich Unterstützung durch meine liebe, kongeniale Kollegin Dr. Eva Thurner. 17 Jahre arbeiteten wir abwechselnd im selben Praxisraum und es gab Dinge, die ich nur mit ihr teilen konnte – die Situation, dass wir als Ärztinnen für Allgemeinmedizin uns in das Feld der Gynäkologie „wagten“ – die Verantwortung, die dabei zu tragen ist – die wirtschaftlichen Aspekte einer Privatordination – die Situation als Ärztin in einem Team von Frauen mit unterschiedlichen Professionen zu arbeiten – all das war zu zweit eine wunderbare Lernerfahrung! Eva begann 2002 neben der Ordinationstätigkeit eine Ausbildung zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe am Krankenhaus Korneuburg, die sie 2006 abschloss.
Eine andere Gründungsfrau war Andrea Miyagawa-Török, die direkt in Japan ihre Shiatsuausbildung gemacht hatte und schon 1989 Shiatsu ausübte, zu einer Zeit, als bei uns kaum noch jemand davon wusste. Mittlerweile gibt es mehrere entsprechende Schulen, viele Frauen, die sich ausbilden lassen und sogar einen Dachverband. Andrea ist die Spezialistin auf dem Gebiet „Shiatsu für Frauen“ – Kunststück, wer in Österreich kann schon auf 17 Jahre Erfahrung in diesem Gebiet zurückblicken? – und Lehrende an der Shambala Shiatsu-Schule von Marina Morton.
Ebenfalls an der Gründung beteiligt war Ingrid Huber, damals Bachblütenberaterin, heute Psychotherapeutin mit Schwerpunkt Familienaufstellungen mit eigener Praxis. Bald kam auch Isabella Scherabon zu uns, die ihre Kreativität als Sekretärin und Vortragende zum Thema Sexualität einbrachte und heute eine wunderbare Kunsttherapeutin ist.
Das heiße Eisen Schwangerschaftsabbruch
Als feministisches Zentrum fühlten wir uns zuständig für alle Themen, die mit Frauen zu tun hatten, so auch dem der unerwünschten Schwangerschaft. Wir diskutierten heftig über die Möglichkeit, bei uns Schwangerschaftsabbrüche durchführen zu lassen. Ende 1990 verbrachte ich zwei Wochen in Holland, um am „Mildredhus“, einer Abtreibungsklinik in Aarnhem, die Technik des Schwangerschaftsabbruchs in Lokalanästhesie zu erlernen. Wir waren uns einig, dass es wichtig wäre, Frauen die Möglichkeit zu geben, diesen Eingriff in einer frauenfreundlichen, unterstützenden Atmosphäre machen zu lassen. Ich war begeistert von dem guten Klima, das im Mildredhus zwischen ÄrtInnen und den anderen MitarbeiterInnen herrschte und ganz besonders vom freundlichen, nicht wertenden Umgang mit den Frauen, die zum Abbruch kamen. Damals und heute war und ist meine Einstellung die, dass ich meine, es sollte der Frau überlassen sein, ob sie das Kind austragen will oder nicht, ohne gesetzliche Strafandrohung. Allerdings finde ich es ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass Frauen überhaupt in die Situation kommen, an eine Abtreibung denken zu müssen. Denn meistens ist es die fehlende Unterstützung, sei es menschlicher oder finanzieller Natur, die die Frauen zu einer Abtreibung bewegen. Mit fehlender menschlicher Unterstützung meine ich auch die fehlende Freude und Bejahung einer Schwangerschaft in der gesamten Bevölkerung, die leider wahre Einordnung in die Kategorie „karrierestörend“, belastend und armutsfördernd. Wo kommen wir hin, wenn wir weiterhin die Mütter/Eltern von Kindern derartig aushungern? Wenn kinderlose Leute reicher sind und Kinder als lästig verpönt werden? Wer hätte überhaupt noch Arbeit, wenn es keinen Nachwuchs gäbe? Und es ist eine Schande, dass Alleinerzieherinnen zu den ärmsten Gruppen der Gesamtbevölkerung gehören! Hier möchte ich auf die indianische Lebensphilosophie verweisen, der ich einen eigenen Artikel gewidmet habe.
Eine letzte Bemerkung zum brisanten Thema Abtreibung: das patriarchale System möchte immer alles unter seiner Kontrolle haben, die Fruchtbarkeit von Frauen ganz besonders. So wird einerseits die Straffreiheit des Schwangerschaftsabbruchs innerhalb der ersten 12 Wochen aufgrund der freien Entscheidung der Frau immer wieder in Frage gestellt, andererseits aber der Abbruch bis zum letzten Tag der 9-monatigen Schwangerschaft erlaubt, wenn das Kind eine Behinderung hat, ja sogar diskutiert, eine verpflichtende Untersuchung des Embryos auf Down Syndrom in der 12 Woche einzuführen, die keine andere Konsequenz hat als der Frau die Schwangerschaft zu vergällen, falls sich herausstellt, dass ihr Kind behindert sein wird oder den Abbruch wegen „nicht lebenswerten Lebens“. Diese Scheinheiligkeit gilt es mit aller Deutlichkeit herauszustreichen und in weiten Kreisen der Bevölkerung zu diskutieren!
Etwa zwei Jahre lang gab es dann bei uns die Möglichkeit, einen Schwangerschaftsabbruch in lokaler Betäubung von mir durchführen zu lassen. Dann eröffnete ein holländischer Kollege, den ich im Mildredhus kennen gelernt hatte, in Graz eine Ordination ausschließlich für solche Eingriffe und ich verkaufte ihm meine Geräte. Die Verantwortung und das unangenehme Gefühl, im Fall von Komplikationen allein dazustehen, waren mir zu groß geworden und ich war froh, die Frauen nun bei Bedarf an einen netten und sehr kompetenten Kollegen weiterschicken zu können.
Unsere Räumlichkeiten in der Schwarzspanierstrasse wurden nach einigen Jahren zu klein und so kam es zu einer Zweiteilung: die Ordinationen von Eva und mir und Andreas Shiatsupraxis blieben vor Ort, der Verein mit der Familienberatungsstelle wurde zunächst nach Floridsdorf in die Praxis unserer Beraterin Ulrike Hifinger, dem sogenannten „Rosengarten“ und später in die Praxis von Dr. Anna Wirgler in der Gentzgasse verlegt. Damals war Bibiana Dattler die sehr engagierte Vereinssekretärin, der wir viel Input zu verdanken haben!
In dieser Zeit hatte ich mich von den Vereinsangelegenheiten eher distanziert und auch meine Vortragstätigkeit eingeschränkt. Durch Andrea und Ingrid war ich auf eine besondere Frau gestoßen, die mich faszinierte und zu meiner geistigen Lehrerin wurde: die indische Heilige Mata Amritanandamayi. Ich reiste 1993 mit meiner damals 7-jährigen Tochter nach Indien und lernte eine neue Welt kennen, neue Menschen und eine neue Dimension des Lebens. Die Jahre danach waren Jahre des inneren Wachsens, der geistigen Reifung und der Besinnung. Ich fühlte, dass ich jetzt eine Lernende war und keine Lehrende.
Die Miete in der Schwarzspanierstrasse wurde immer teurer und wir beschlossen, größere Räumlichkeiten zu suchen, um wieder die Ordination, die Shiatsupraxis und den Verein mit der Familienberatung zusammenzulegen. So übersiedelten wir Ende 1999 in die Widerhofergasse im 9. Bezirk und konnten uns dort so richtig ausbreiten. Es gab einen eigenen Raum für die Beratungen, von denen sich vor allem die Verhütungsberatung durch Bettina Hosticky großer Beliebtheit erfreute. Mag Edeltraud Voill vom „Nanaya – Zentrum für natürliche Geburt und Leben mit Kindern“ stand uns als Kassierin und Psychologin zur Seite. Einer ihrer Schwerpunkte ist die Pränataldiagnostik, wie schon erwähnt ein sehr umstrittenes Kapitel der modernen Medizin. Seit 20 Jahren arbeitet sie mit Schwangeren und jungen Müttern und Themen wie Schwangerschaft, Eltern sein, Verhütung, Sexualität und Beziehung.
In der Sozialberatung folgte nach Mag. Rita Bammer DSA Andrea Walenta als Sozialarbeiterin.
2003 bekam Eva überraschend einen Ausbildungsplatz am Krankenhaus Korneuburg zur Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, den sie annahm und weswegen sie ihre Ordinationstätigkeit deutlich einschränken musste. Wir bekamen etwa ein Jahr lang Verstärkung durch ihre Freundin, die Frauenärztin Dr. Maria Stammler-Safar, die 2004 ihre Ordination bei uns hatte. Sie machte auch voller Freude beim 15-Jahresfest im Oktober mit, verließ uns aber 2005, um ihre eigene Ordination im 16. Bezirk zu eröffnen.
Hier seht ihr unser Team im Jahr 2004, es fehlt nur unsere zweite Shiatsutherapeutin Eva Guthan:
An der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe entstand durch Evas Engagement im Jahre 2005 eine „Psychosomatische Frauenambulanz“, wo Frauen seither auf Krankenkasse Hilfe bei psychosomatisch bedingten Frauenbeschwerden bekommen können.
Andrea holte sich Verstärkung für die Shiatsupraxis und so kam 2003 Eva Guthan zu uns, die vor ihrer Shiatsu-Ausbildung lange Jahre mit Kindern aus schwierigen Verhältnissen gearbeitet hatte. Als Coach und Kommunikationstrainerin mit Fortbildung in Psychologie für Körpertherapeuten und Trancearbeit interessiert sie besonders der Zugang zu verdrängten Gefühlen über die Arbeit am Körper. Außerdem verwendet sie zunehmend Techniken der Trancearbeit und des Enneagramms in Kursen und Seminaren.
Dr. Gunda Kaltenegger kam Ende 2003 zu uns und brachte ihr Wissen über die Cranioscrale Osteopathie ein. Sie arbeitet heute mit im neuen FMGZ-TROTULA und daher gibt es hier eine eigene Eintragung von ihr.
Das Fest „15 Jahre TROTULA“
Anfang 2004 wuchs in mir der Wunsch, unser 15-jähriges Bestehen mit all seinen Aufs und Abs zu feiern. Ein solches Fest ist immer mit Rückblende, Nachforschungen, Auflisten von wichtigen Ereignissen und der Frage nach Zukunftsvisionen verbunden. Ich spürte das Herannahen einer Veränderung, sie war aber damals noch nicht sichtbar, nicht greifbar. Ich führte viele Gespräche darüber vor allem mit Mag. Christa Bauer, die mir als Ordinationshilfe und Freundin zur Seite stand. Wir reflektierten die ganze Entwicklung und sichteten das Material, das sich angesammelt hatte: alte Folder, Zeitungsartikel, Fotos etc. und gestalteten eine Infowand für das Fest. Im Team gönnten wir uns einen Supervisionstag, um unsere Sicht des Trotula als „mein TROTULA“ greifbar zu machen. Ich motivierte alle zur Mitarbeit an einer Festbroschüre und übernahm die Einladung von Ehrengästen.
Am 16. Oktober 2004 feierten wir im Don Bosco Haus gemeinsam mit Doz. Dr. Alfred Rockenschaub, Johanna Dohnal, Heidi Achter(Hausgeburtshebamme) und Mag. Silvia Groth vom Frauengesundheitszentrum Graz unsere 15 Jahre. Anna tanzte einen traditionellen Hulatanz und die Trotulafrauen einen Cancan als Überraschungseinlage. Unsere mittlerweile fast erwachsenen Töchter und Söhne halfen beim Eingang und der Technik.
Hawaii
Ich hatte mir bei den Proben zum Cancan den Fuß verstaucht und danach einen Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule zugezogen. Dies machte mich nachdenklich bezüglich meines zukünftigen Weges. Es war offenbar eine Bremsung, nur wie sollte ich weitergehen? Anna, die im Dezember 2004/Jänner 2005 eine Kur auf Hawaii organisierte, drängte mich, mitzufahren. Ich zögerte, war ich doch die letzten Jahre wenn überhaupt, immer nur nach Indien gereist, in den Ashram von Mata Amritanandamayi, um mein spirituelles Wachstum zu fördern. Schließlich entschied ich mich, mitzufliegen. Diese Entscheidung war von großer Bedeutung in vielerlei Hinsicht: die Begegnung mit der Energie von Hawaii hat nachhaltigen, entscheidenden Einfluss auf mich ausgeübt. Mehr darüber im Kapitel Huna und Hawaii. Und während ich voller Freude, Elan und Glück zurückkam, fand ich Wien und Europa in Trauer und Bestürzung vor: der verheerende Tsunami von 26. Dezember 2004 hatte fast ohne meine Beachtung stattgefunden und der Ashram, in den ich sonst gefahren wäre, war ebenfalls überflutet worden. Etliche Freunde und Freundinnen waren dort gewesen und hatten Hals über Kopf fliehen müssen. Allerdings war niemand im Ashram zu Schaden gekommen, während in unmittelbarer Nachbarschaft viele Menschen, vor allem Kinder, ihr Leben lassen mussten.
Ich sann viel über diese Fügungen nach und kam zu dem Schluss, dass ich nach Hawaii geführt worden war, um die dortige große positive Kraft aufzutanken, damit ich sie hier weitergeben kann. Seither hat mich der hawaiianische Spirit nicht mehr losgelassen. In mir ist die Gewissheit herangereift, dass es das ist, was wir hier brauchen und seither biete ich Hunagruppen und –kurse an (siehe Terminkalender). Was ich dort weitergebe ist das, was mir in all den Jahren in Indien und Hawaii geschenkt wurde.
Im Februar 2006 flog ich nochmals nach Hawaii und durfte meine Liebe zur Erde und den Menschen dieser Welt vertiefen.
Im Herbst 2006 wurde mir klar, dass sich etwas Grundlegendes ändern müsse. Ich spürte, dass die Zeit meiner reinen Frauenarbeit abgelaufen sei. Die Hunakurse fanden bereits teilweise gemeinsam mit Christian Weiss statt und ich wollte die Männer noch mehr miteinbeziehen.
Es gibt genug Männer, die nicht mehr dem patriarchalen Macht und Kontrollwahn unterliegen. Ich erlebe in der Ordination viele wunderbare Partner, die ihre Freundin begleiten und für die Überheblichkeit kein Thema mehr ist (siehe Idee). Nun ging es Schlag auf Schlag: im Team wurde eine Zweiteilung des Trotulazentrums diskutiert und eine Statuten- und Namensänderung genehmigt. Im Jänner 2007 unterschrieb ich den Mietvertrag für die Räume in der Althanstrasse und am 9. März 2007 fand der „Tag der offenen Tür“ im neu eröffneten Frauen-Männer-Gesundheitszentrum Trotula statt!$$
Während ich das hier schreibe, ist das Zentrum in der Althanstrasse bereits geschlossen. Sieben Jahre gab es dort meine Praxis mit vielen hundert Begegnungen unter dem Titel der Naturheilkunde in der Frauenheilkunde, der natürlichen Schwangerschaftsbetreuung, der Stärkung vom weiblichen Selbstbewusstsein, vom weiblichen Weg, von natürlicher Verhütung, von menschlichen spirituellen Weiten und von der Bedeutung, die jede von uns hat, egal wie beachtet von der grossen weiten Welt sie ist.
Im Gruppenraum fanden laufend spannende Kurse, Vorträge und Treffen statt. Das ganze Programm kann man nachlesen unter Archiv.
Meine MitarbeiterInnen während dieser Zeit waren zahlreich, immer engagiert und kompetent für eine ganzheitliche Therapie, die auf Eigenverantwortung und Selbstbewußtsein beruht. Präsentationen von Teilen des damaligen Team sind unter Team zu finden.
Welche wunderbaren Frauen und Männer haben diese Räumlichkeiten besucht, ihr Wissen und ihre Begeisterung hineingebracht! Es waren sieben volle, satte Jahre, die dann Ende 2013 ihren vollkommenen Abschluss fanden. Es war Zeit für einen Neustart — Zeit für mich, wieder einmal in einem Ärzteteam zu arbeiten, wieder einmal in einem Spital zu sein und da fand sich die Paracelsusklinik Richterswil in der Schweiz, ein kleines, anthroposophisch orientiertes Krankehaus mit 500 Geburten im Jahr und einer kleinen operativen Abteilung.
Es zeigte sich, dass das Trotula ohne meine Anwesenheit nicht lebensfähig sein sollte und so wurde in einer schönen, freundlichen Feier die Zeit in der Althanstrasse gewürdigt und verabschiedet — so soll es sein, wenn sich das Rad der Zeit weiterdreht und die Veränderung ansteht!
Wenn sich eine Tür schließt, geht eine andere auf: Das „Frauen-Männer Gesundheitszentrum Trotula“ ist gegangen, aber das nächste ist schon da:In einem neuen Team, in einem bereits bestehendem Zentrum, der „Windrose“ www.die-windrose.at, geht es für mich weiter — viele Frauen haben mir ihre guten Wünsche geschickt und viele sind wieder gekommen!
Das Jahr 2020 hat uns eine weltweite „Pandemie“ beschert, die ganz eigenartige Reaktionen hervorrief. Eine wirklich gute Auswirkung für mich war auf jeden Fall der Beginn meiner Arbeit als Yogalehrerin — und in meiner neuen Funktion schenkte ich mir und der Welt eine neue Homepage, wo ich ganz aktuell zu sprirituellen Themen Stellung nehme, die sich all die Jahre meines Lebens entfaltet haben!