Trotula-Weblog

Zwangsmaßnahme für WahlärztInnen

Die schwarz-grüne Regierung hat anscheinend eine Vorliebe für disziplinarische Zwangsmaßnahmen — nach der Impfpflicht, die aufgrund anhaltenden Protestes dann doch nicht exekutiert wurde, kommt die nächste Zwangsmaßnahme, diesmal für alle WahlärztInnen: sie müssen ab sofort alle ausgestellten Honorarnoten selbst bei der Sozialversicherung einreichen, wenn sie mehr als 500 solche pro Jahr ausstellen. Wo bleibt die Privatsphäre, die Selbstverantwortlichkeit und die Freiheit der Entscheidung für die PatientInnen?

Die scheinbar  patientenfreundliche Zwangsmaßnahme für WahlärztInnen, die Honorarnoten für ihre Patientinnen bei der Sozialversicherung einzureichen: das hört sich ja sehr praktisch an und wer sollte etwas dagegen haben?

Aber was bedeutet das konkret? Es zwingt die WahlärztInnen dazu, sich ein elektronisches Tool anzuschaffen, das ihre Praxis mit ELGA verbindet. Damit wird nicht nur der bezahlte Betrag, sondern natürlich auch die Diagnose und die Therapie weitergegeben — wollen wir das?

Ich bin zwar Ärztin, jedoch auch fallweise Patientin und schätze die Privatsphäre zwischen mir und meinen behandelnden ÄrztInnen — und mir ist klar, dass es diese nur dort gibt, wo ich als Privatpatientin hingehe. Ob ich die Rechnung dann einreiche oder nicht, möchte ich selbst entscheiden.

Neben dem Faktor Intimsphäre kommt auch der finanzielle Aspekt dazu: je mehr Zeit- und Geldaufwand die Administration in einer Ordination beansprucht, umso teurer muss die Rechnung ausfallen.

Man muss sich die Frage stellen: Cui bono? Also wer zieht einen Nutzen daraus?

Zunähst vereinfacht es die Rückerstattung durch die Krankenkassen, okay. Aber dahinter verbirgt sich eine Datensammlung unserer Gesundheitsdaten, die ohnehin bereits enorm ist — aber diese unbekannten Zahlen, Diagnosen, Therapien und Besuche bei Privatärzten werden immer mehr (warum wohl?) und jemand hat großes, vermutlich wirtschaftliches Interesse daran.


In meiner Praxis wird es übrigens diese elektronische Einreichung aufgrund der herabgesetzten Patientinnenfrequenz nicht geben, aber die jungen KollegInnen und deren PatientInnen sind davon unausweichlich demnächst betroffen.

Judith Binder am Di., 23. Juli 2024